Obwohl sich der US-Aktienmarkt seit 2009 in einem starken Aufwärtstrend befindet und sich seither verdreifachte, scheint es so, als ob viele Privatanleger weiterhin äußerst skeptisch sind und einen Großteil der Rally nicht mitgemacht haben. Ein Blick auf die Kaufs- und Verkaufsstatistik am US-Aktienmarkt zeigt, dass seit 2008 aus Fondsprodukten überwiegend Kapital abgezogen wurde. Wenn private Anleger Geld aus dem Markt abziehen bleibt natürlich die Frage, wer als Käufer am Markt auftritt – und hier zeigt sich ein ganz eindeutiges Bild: Es sind mehr oder weniger einzig die Unternehmen, welche mit ihren Aktienrückkaufprogrammen die Kurse treiben (weiße Linie zeigt die Summe der Aktienrückkäufe der US-Unternehmen an; die blauen Balken die quartalsweisen Mittelzu- bzw. –abflüsse von privaten Anlegern):
Die S&P 500 Unternehmen dürften laut Schätzungen im Jahr 2016 eigene Aktien im Wert von rund 165 Mrd. US-Dollar zurückkaufen – nahe dem Allzeitrekord aus dem Jahr 2007. Auf der anderen Seite haben private Investoren seit Januar rund 40 Mrd. US-Dollar aus Investmentfonds und ETFs abgezogen. Diese Divergenz auf der Nachfrageseite wirft natürlich Fragen nach der Nachhaltigkeit des Aufschwungs auf: Wenn die Aktienrückkäufe von Seiten der Unternehmen ausbleiben, bricht der Markt dann ein?
Grundsätzlich ist es eine gefährliche Situation für den Aktienmarkt, wenn die Nachfrageseite so einseitig ist wie aktuell. Der Januar und Februar haben eindrucksvoll gezeigt was passiert, wenn die Unternehmen als Käufer ausbleiben: Da die Unternehmen ihre Aktienrückkaufprogramme traditionell während der Berichtssaison aussetzen, sank die Nachfrage dramatisch – folglich führten die Wachstumssorgen im Januar/Februar zu starken Kursverlusten, da nur wenige Käufer am Markt verblieben sind. Als gefährdet gilt auch der April, da die Unternehmen dort ihre Ergebnisse für das erste Quartal veröffentlichen und die Aktienrückkäufe recht gering sind.
Nichtsdestotrotz gibt es auch Grund zur Hoffnung: Die privaten Haushalte verfügen über extrem viel Kapital, welches an der „Seitenlinie“ auf Investmentchancen wartet. Dies bedeutet, dass es weiterhin viele potentielle Käufer am Markt gibt, welche noch nicht investiert sind. Dies ist meist ein gutes Zeichen, könnten diese doch die Kurse weiter treiben. Ob dieses Kapital jedoch in den nächsten Wochen oder erst in zwei Jahren an die Märkte zurückkehrt, kann man jedoch leider nicht prognostizieren…
Bildquellen: Bloomberg, Stand: 24.03.2016