Viele Anleger dürften derzeit sehr zufrieden sein, wenn sie auf den Kurszettel ihres Depots blicken. Besonders jene, die auf chinesische Aktien gesetzt und im Reich der Mitte investiert haben. Mit einem Kurs plus von über 80 Prozent seit Juli 2014 gehört der chinesische Festlandindex „CSI 300“ zu den besten Börsenplätzen weltweit. Das dürfte vielen auf den ersten Blick suspekt erscheinen, dominieren doch Meldungen über das schwache Wachstum sowie die kritische Schuldensituation. Auf den zweiten Blick ergibt sich daraus jedoch ein beinahe perfektes Börsenumfeld, auch wenn der Markt kurzfristig etwas überhitzt
erscheint.
Das niedrige Wachstum der Wirtschaft heizt vor allem Spekulationen rund um neue Stimulusmaßnahmen durch die Chinesische Zentralbank an. So hofft man auf niedrigere Zinsen und einen günstigeren Wechselkurs – zwei Aktienmarkttreiber, welche europäischen Anlegern aktuell nur allzu bekannt sein dürften. Gleichzeitig herrscht wegen verschärfter Regulierungsvorschriften für die bisher bevorzugten Geldanlagevehikel der Chinesen – bekannt unter „Wealth Management Products“ – ein regelrechter Börsenboom. So wurden alleine seit Dezember über 10 Millionen private Wertpapierdepots eröffnet – absoluter Rekord. Da die positive Aktienmarktperformance und der Traum vom „Reichtum über Nacht“ immer noch mehr Chinesen an die Börse locken dürften, könnte der Trend noch länger anhalten. Wer jetzt noch von der chinesischen Börsenhype profitieren möchte, sollte anstatt der heiß gelaufenen Festlandaktien („A-Aktien“) den Markt in Hongkong („HAktien“) bevorzugen. Hier sind die Unternehmen mit einem KGV von rund 8,5 sowie positiven Gewinnaussichten günstiger bewertet. Ein China-Engagement empfiehlt sich aber nur für Anleger mit guten Nerven, sind doch die Kursausschläge oft viel stärker als an westlichen Börsen.