Die abgelaufene Börsenwoche verdeutlichte einmal mehr, wie abhängig das aktuelle Marktgeschehen von den Handlungen und Botschaften der führenden Notenbanken ist. Die Marktteilnehmer erwarten vor jeder EZB- oder Fed-Sitzung „Wunderdinge“ von den jeweiligen Notenbankchefs – wenn das sprichwörtliche Kaninchen dann aber im Hut bleibt, machen sich Enttäuschung und Pessimismus breit. Dies musste EZB-Chef Mario Draghi in dieser Woche am eigenen Leib erfahren.
Obwohl die Europäische Zentralbank den Einlagenzins, welchen Banken bezahlen müssen um kurzfristig Geld bei der EZB zu parken, um zehn Basispunkte auf minus 0,3 % senkte und das umstrittene Anleihekaufprogramm in Höhe von monatlich 60 Milliarden Euro bis März 2017 verlängerte, reagierten die Börsen beinahe panisch und die Aktienkurse fielen innerhalb weniger Minuten um mehrere Prozent in den Keller. Der Grund für die fast schon trotzige Reaktion der Marktteilnehmer dürfte die Tatsache sein, dass Mario Draghi die hohen Erwartungen zwar mehr oder weniger erfüllte, diese aber nicht übertraf. Die Reaktion ist aber doch insoweit verwunderlich, als die amerikanische Fed-Chefin Janet Yellen in den letzten Wochen von den Märkten für ihr Festhalten am Termin für eine erste mögliche Zinserhöhung Mitte Dezember gefeiert wurde. Die Eurozone lockert die Geldpolitik und wird dafür abgestraft, während die US-Notenbank ihre Politik restriktiver gestaltet und dafür gefeiert wird – diese Entwicklung zeigt einmal mehr, dass die Märkte meist vieles sind, nur nicht rational und logisch.
Da es langfristig aber nicht „kriegsentscheidend“ sein wird, ob der EZB-Einlagenzins nun bei minus 0,35 % oder minus 0,30 % liegt, nutzen langfristig orientierte Investoren solch kurzfristige Verwirrungen an den Märkten und ergattern das ein oder andere Schnäppchen. Schließlich sind diese in der Vorweihnachtszeit nicht nur an der Börse heiß begehrt!