Bis vor wenigen Monaten waren sie noch in aller Munde und als Anleger konnte man sich dem Thema eigentlich kaum entziehen – die BRICS-Staaten, ein Begriff von Goldman Sachs-Volkswirt Jim O’Neill aus dem Jahre 2001, mit welchem er jene Länder zusammenfasste, die seiner Meinung nach vor einem jahrzehntelangen wirtschaftlichen Aufschwung stehen sollten: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Aktien aus diesen Ländern sollten folglich in keinem Anlegerdepot fehlen, denn hier würden die höchsten Ertragschancen lauern.
Die Realität sieht mittlerweile ernüchternd aus: Während der breite amerikanische Aktienmarkt rund 30 % über seinem Niveau aus dem Jahre 2007 liegt, liegen Schwellenländer-Indizes im Schnitt rund 35 % unter ihren Kurshochs. Woher kommt nun diese schwache Performance? Unterm Strich sind es Kombinationen aus verschiedenen Faktoren, welche auf die wirtschaftliche Entwicklung und in weiterer Folge auch auf die Aktienmärkte drücken: Eine hohe Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen, hohe Inflationsraten, eine kaum vorhandene Reformbereitschaft von Seiten der Regierungen sowie eine niedrige Produktivität der Arbeiter sind die Haupttreiber. Die meisten Länder verabsäumten es, während der Boomjahre in den 2000ern die Wirtschaft breiter zu diversifizieren und notwendige Reformen anzupacken – all dies rächt sich nun.
Der Abschwung in den meisten BRICS-Ländern ist von struktureller, d.h. langfristiger Natur und kann nur mit einschneidenden Reformen bekämpft werden. Da diese aber bei der Bevölkerung meist sehr unpopulär sind und folglich von den Regierungen kaum in Angriff genommen werden, wird es vermutlich zuerst noch mehr wirtschaftlichen Druck geben müssen, ehe die Notwendigkeit dafür erkannt wird. Keine guten Voraussetzungen für BRICS-Anleger, welche daher mit weiterem Druck auf ihre Schwellenländer-Währungen und -Aktien rechnen sollten.