Vielen Anlegern dürfte zwar das Wetterphänomen „El Niño“ bekannt sein, weniger aber seine potentiellen Auswirkungen auf die Aktien- und Rohstoffmärkte dieser Welt. El Niño – „das Christkind“ – wird durch überdurchschnittlich hohe Wasseroberflächentemperaturen im Pazifik ausgelöst. Die Folge sind Wetterextreme wie Hurrikans, Dürren oder Überschwemmungen. Seinen Höhepunkt erreicht El Niño meist im Spätherbst, allerdings deuten die aktuellen Messwerte bereits jetzt darauf hin, dass das heurige El Niño-Phänomen zu den stärksten seit Beginn der Aufzeichnungen gehören dürfte.
Erste Auswirkungen von El Niño bekamen die Einwohner in den USA und Mexiko bereits am letzten Wochenende zu spüren: Hurrikan „Patricia“ suchte mit bis zu 400 Stundenkilometern die mexikanische Küste heim und Formel 1-Fans mussten zusehen, wie heftige Unwetter und Überschwemmungen ein Qualifying in Austin, Texas unmöglich machten. Der bisher stärkste El Niño aller Zeiten (1997/98) forderte mehr als 30.000 Menschenleben und verursachte Schäden in der Höhe von rund 100 Milliarden Euro.
Das Wetterphänomen hat nun nicht nur Auswirkungen auf die Formel 1, sondern auch auf die Preise von Aktien und Rohstoffen rund um den Globus. Ein oftmals beobachteter Effekt ist z.B. die Tatsache, dass El Niño mit fallenden US-Erdgas- und Erdölpreisen einhergeht, da die Temperaturen im mittleren Westen und Nordosten der USA deutlich wärmer als sonst sind. Dadurch muss deutlich weniger geheizt werden und die Nachfrage sinkt. Hingegen könnten die Preise von Reis, Weizen und Kaffee im nächsten Jahr deutlich ansteigen, da durch ausgeweitete Dürreperioden die Ernten gefährdet sind. Äußerst ungelegen könnte El Niño auch für Anleger in den Schwellenländern kommen: Sollten Naturkatastrophen und Missernten im nächsten Jahr tatsächlich drastisch zunehmen, dürften die lokalen Volkswirtschaften, sowie in weiterer Folge auch die Kurse von Aktien und Währungen, zusätzlich unter Druck geraten. Fazit: Anleger sollten ihre Anlagepolitik nicht alleine an El Niño ausrichten –ganz ignorieren sollte man das Wetterphänomen bei der eigenen Depotanalyse allerdings auch nicht.