Jedes Jahr gegen Ende April, Anfang Mai werden die Börsen von Nervosität heimgesucht. Prompt warten viele Börsianer dann mit der alt bekannten Börsenweisheit „Sell in May and go away“ auf, sprich der Angst vor einem Abverkauf beginnend im Mai bis hin in den September. Überprüft man diese Börsenregel nun aber statistisch, so stellt sich heraus, dass ein striktes Handeln nach dieser Regel nur wenig Erfolg verspricht.
Analysiert man die saisonalen Erträge der globalen Aktienmärkte, so lässt sich eine latente Angst vor der Periode von Mai bis September zwar nicht beiseiteschieben, doch es lohnt sich, etwas genauer hinzusehen: Betrachtet man die Entwicklung des Dow Jones seit 1987, so verläuft der Mai ganz unspektakulär seitwärts. Auch der zweite große US-Index, der S&P 500, erzielte in rund 56 % aller Fälle im Mai eine positive Performance. Folglich erscheint der Mai nicht der optimale Verkaufszeitpunkt zu sein. Statistisch viel stärker belegt ist hingegen die Tatsache, dass der Sommermonat August sowie der September zu den gefährlicheren Monaten zählen. Somit kann man festhalten, dass eine Verfeinerung der Börsenweisheit „Sell in May…“ angebracht wäre – es gilt weniger die Monate Mai, Juni und Juli zu meiden als vielmehr August und September.
Für langfristige Anleger erscheint es aber durchaus fraglich, ob sich das Ausnützen von saisonalen Mustern überhaupt rechnet: So konnte über die letzten 85 Jahre der amerikanische Aktienmarkt von Mai bis Oktober durchschnittlich um 1,9 % zulegen – zwar deutlich geringer als in der anderen Jahreshälfte, aber immer noch ein schöner Ertrag. Das Vertrauen auf langfristige Trends scheint folglich weiterhin erfolgsversprechender zu sein, als einzig und alleine nach dem Kalender zu investieren.