Ein Satz wie jener in der Überschrift mag einem Europäer auf den ersten Blick fremd erscheinen: Nach vielen Jahren mit Griechenland-Krise, Brexit, und Co. sind wir bereits einiges gewohnt – nur eines nicht: Nämlich positive Nachrichten. Und vermutlich mögen auch die Wörter „Europa“ und „Aufschwung“ in einem Satz dem vielgescholtenen europäischen Ohr etwas seltsam vorkommen.
Zwar steht mit der französischen Präsidentschaftswahl Ende April bzw. Anfang Mai noch ein mögliches Krisenereignis vor der Tür, allerdings sind die Wahrscheinlichkeiten für einen Wahlsieg Marine Le Pens basierend auf den jüngsten Meinungsumfragen äußerst gering. Wir wissen spätestens seit Brexit sowie der Trump-Wahl, dass Wahlprognosen mit Vorsicht zu genießen sind: Während diese beiden Ergebnisse im Rahmen der statistischen Unsicherheit lagen, liegt Le Pen in einer allfälligen Stichwahl derzeit aber weit abgeschlagen. Ein marktfreundliches Wahlergebnis könnte dann dafür sorgen, dass die wirtschaftlichen Fundamentaldaten wieder stärker in den Fokus gelangen. Und diese sind aktuell alles andere als schlecht: Die Einkaufsmanagerindizes liegen auf einem Mehrjahreshoch, die Gewinne der börsennotierten europäischen Unternehmen legen heuer zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder zu, die Arbeitslosigkeit fiel jüngst auf den tiefsten Stand seit 2009 und die Wachstumsprognosen für 2017 sollten in den kommenden Wochen sogar nach oben revidiert werden. Dieses positive Umfeld in Europa macht sich auch an den Börsen bemerkbar: Seit Jahresbeginn ließen die europäischen Indizes ihre amerikanischen und japanischen Pendants hinter sich und zählen zu den weltweiten Top-Performern. Eine Wahlniederlage Le Pens könnte darüber hinaus weitere Umschichtungen von Geldern in Richtung Europa bewirken und damit den Marktaufschwung noch verstärken.
Falls Ihnen die Überschrift des Textes zu Beginn wirklich seltsam vorkam, so mag dies nicht verwundern – vermutlich haben Sie den Satz in dieser Form einfach noch nicht gelesen: Laut Google gibt es für „Europa im Aufwind“ nur knapp 400.000 Treffer, während es „Europa in der Krise“ auf 16,4 Millionen Treffer bringt…