Unter dem Motto „Courage! Zukunft schaffen“ fand diese Woche das alljährliche Vorarlberger Wirtschaftsforum statt. Neudeutsche Schlagworte wie „disruptive Technologien“ waren omnipräsent und das Tempo des Wandels in vielen Branchen wurde unterstrichen. Und obwohl die unterschiedlichsten Veränderungen die Themenlandschaft in der heutigen Medienwelt dominieren, zeigt ein Blick auf die Aktienmärkte, dass dieser Wandel auf Unternehmensebene deutlich langsamer vonstattengeht als oftmals propagiert.
Neue technologische Errungenschaften der letzten Jahre führten zweifelsohne in vielen Branchen zu einer Änderung in der Kostenstruktur sowie dem Aufkommen neuer Konkurrenten. Allerdings kam es dabei nicht zu großen Veränderungen bei den Marktanteilen oder Marktwerten der Unternehmen: Betrachtet man die 54 Wirtschaftssektoren in den USA (neben China die Heimat der technologischen Veränderung), gab es 2016 – verglichen mit dem Jahr 2010 – in nur fünf Sektoren eine neue Firma in den nach Umsatz gemessenen Top 3. Dies entspricht einer Erfolgsquote für die Innovatoren von nur 5 %. Auch spannend: Blickt man auf den Zeitraum von 2004 bis 2010, war die Erfolgsquote doppelt so hoch – d.h. das Tempo des Wandels in der Wirtschaft scheint sich sogar zu verlangsamen. Kritiker mögen nun argumentieren, dass etablierte Firmen ihre Plätze an der Sonne mit mehr Aufwand und folglich einer geringeren Profitabilität verteidigen. Aber auch dies ist nicht der Fall: Der Unterschied in den Margen zwischen den größten und kleinsten Unternehmen eines Sektors hat sich im untersuchten Zeitraum sogar noch ausgeweitet.
Nichtsdestotrotz gibt es Branchen, wo aktuell große Umbrüche zu erkennen sind, wie z.B. im Automobil- oder Einzelhandelssektor. Veränderungen an der Börse zu spielen, ist aber oft schwierig: Die Anzahl der neuen Technologien sind zu Beginn des Wandels recht hoch und niemand weiß, welche sich schlussendlich durchsetzen wird. Dies macht das Profitieren vom Wandel schwierig – vielen Verlierern steht nur eine kleine Anzahl an Gewinnern gegenüber. Es empfiehlt sich daher nicht zu früh auf Innovatoren zu setzen, sondern die schlussendliche „Siegertechnologie“ abzuwarten. Dies reduziert das Risiko von Fehlschlägen deutlich, bei gleichzeitig immer noch attraktiven Ertragschancen.