Als der Ölpreis zwischen 2014 und 2016 von über 110 US-Dollar auf teilweise unter 30 Dollar abstürzte, kamen die internationalen Ölkonzerne ordentlich unter Druck. Mitarbeiterentlassungen, drastische Kostensenkungen sowie Investitionskürzungen waren damals an der Tagesordnung. Nun, etwas mehr als zwei Jahre später, zeigen sich die Auswirkungen dieser Maßnahmen sowie der veränderten geopolitischen Interessen: Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent stieg diese Woche zum ersten Mal seit Dezember 2014 auf über 80 Dollar und ein vorläufiges Ende der Aufwärtsspirale scheint noch nicht in Sicht.
Neben einer anziehenden Nachfrage auf Grund des stärkeren globalen Wirtschaftswachstum sind es vor allem die Auswirkungen der damals eingeleiteten Sparpolitik der Ölmultis, welche die Preise nun ansteigen lassen: Drastische Investitionskürzungen sorgten dafür, dass deutlich weniger neue Ölfelder erschlossen wurden und folglich das Angebot nicht mit der wachsenden Nachfrage mithalten kann. Diese Sparpolitik lässt die Kassen der großen Ölfirmen klingeln: Die fünf dominanten Marktplayer Shell, BP, Exxon Mobil, Chevron und Total konnten im Jahr 2017 – im Vergleich zum Vorjahr – ihre Gewinne zusammen auf über 53 Milliarden US-Dollar knapp verdreifachen. Aktionäre freuen sich über diese Entwicklung dank saftiger Dividendenausschüttungen sowie deutlichen Kurssprüngen nach oben. Eine nicht unbedeutende Rolle im aktuellen Ölpreisboom spielt auch Saudi-Arabien: Während das Königreich vor wenigen Jahren noch den Ölpreisverfall forcierte, um dank niedriger Kosten Marktanteile zu gewinnen, hat nun ein Umdenken stattgefunden. Da der Börsengang des staatlichen Ölkonzerns „Aramco“ vor der Tür steht, sind hohe Ölpreise plötzlich wieder das bevorzugte Szenario, um die Bewertung zu pushen und so die Staatskasse zu füllen. Aramco verfügt über Ölreserven von 261.000 Millionen Barrel – zum Vergleich: Die Nummer zwei, Exxon Mobil, nur über knapp 20.000 Millionen Barrel. Dies verdeutlicht, welch ungemeiner Hebel der Ölpreis für die Bewertung des Unternehmens besitzt.
Da neue Sanktionen gegen den Iran das Ölangebot weiter verknappen dürften, könnten die Ölpreise kurzfristig noch weiter anziehen. Aktionäre der Ölfirmen dürfte diese Entwicklung freuen, da somit weitere Kurssteigerungen wahrscheinlich sind.