Auf die starken Kursverluste im Frühjahr in Argentinien folgten der Einbruch der Lira und des Aktienmarkts in der Türkei. Die Indische Rupie fiel jüngst auf ein Rekordtief gegenüber dem US-Dollar und auch in Südafrika und Russland mussten Anleger schmerzliche Kursverluste hinnehmen. Es mehren sich die Stimmen, wonach eine erneute Schwellenländerkrise wie in den 90er-Jahren kurz bevorsteht. Ganz so schlimm sollte es nicht sein – Anleger tun aber gut dabei, bei Schwellenländerinvestments stärker zu differenzieren.
Dabei sind die Muster in vielen der genannten Länder gleich und somit die Probleme größtenteils hausgemacht: Das Wachstum wird über Jahre hinweg auf Pump und dabei noch in „harten“ Fremdwährungen wie Euro und US-Dollar finanziert. Insbesondere in den letzten Jahren, als auf Grund der Niedrig- und Nullzinsphasen Investoren händeringend nach höher verzinsten Alternativen suchten und in den Schwellenländern fündig wurden. Jetzt, wo die Zinsen in den USA wieder steigen, verlieren die Anleger das Interesse an diesen Papieren und die Refinanzierung für die betroffenen Länder wird immer schwieriger – Anleger entziehen dem Land Vertrauen und Liquidität, die heimischen Währungen stürzen ab und erschweren die Rückzahlung der Schulden in ausländischen Währungen. Eine oftmals populistische Regierung verstärkt das Misstrauen der Märkte zusätzlich und verhindert die Einleitung wichtiger Rettungsmaßnahmen. Höhere Zölle von US-Präsident Trump oder ein stärkerer US-Dollar sind folglich nur die Auslöser dieses „Teufelskreislaufs“, nicht aber die Ursache. Der oft zitierte „Flächenbrand“ mit einem breiten Absturz sämtlicher Schwellenländer sollte allerdings nicht eintreten: Mit Argentinien, der Türkei, Südafrika und Indien sind Länder in den Fokus der Märkte gerückt, welche auf Grund hoher Leistungsbilanzdefizite und hoher ausländischer Schuldenquoten bereits seit Jahren als gefährdet gelten. Andere Nationen wie China, Chile oder Südkorea hingegen sind auf Grund gemachter Hausaufgaben sowie einer starken heimischen Wirtschaft deutlich weniger anfällig als die zuvor genannten Nationen.
Für einen breiten Absturz der Schwellenländer würde es vermutlich einen drastischen Wachstumsrückgang in den entwickelten Volkswirtschaften benötigen – dieser ist aktuell aber nicht in Sicht. Folglich sollten Anleger bei Schwellenländerinvestments zwar genauer hinschauen und defensive Länder bevorzugen – für Panikreaktionen gibt es allerdings noch keinen Grund.