Seit Donnerstag fiebern Fußballfans rund um den Globus wieder mit ihren WM-Helden mit und hoffen, dass ihr Nationalteam am 15. Juli den rund sechs Kilogramm schweren WM-Pokal in den Moskauer Nachthimmel reckt. Was Milliarden vor den TV-Schirmen und in den Stadien begeistert, Millionen Trikotverkäufe mit sich bringt und die Stimmungslage ganzer Nationen verändert, müsste doch auch Auswirkungen auf die Börsenkurse haben, könnte man meinen.
Vor allem Sportartikelkonzerne hoffen auf das große Geschäft und diese Hoffnungen spiegeln sich auch aktuell in den Aktienkursen wider: Puma und Nike konnten jüngst neue Rekordhochs erklimmen, während die Adidas-Aktie nur leicht darunter notiert. Allerdings dürften die direkten Auswirkungen der WM auf die Sportartikelgiganten eher gering sein: So veröffentlicht Adidas seit 2016 gar keine Fußball-Umsätze mehr und im letzten damals veröffentlichten Jahresbericht betrugen die Fußballumsätze nur 13,5 % des Gesamtumsatzes. Adidas-Chef Rorsted bezeichnete die finanziellen Auswirkungen des Turniers in Russland jüngst als „überschaubar“. Selbst der Titelgewinn Deutschlands in Brasilien 2014 gab der Adidas-Aktie keinen Auftrieb und das Papier verlor während der WM sieben Prozent an Wert, in den Wochen danach sogar noch mehr. Nicht nur für die Sportartikelhersteller, sondern auch für den breiten Aktienmarkt sollte der Ausgang des Turniers keine Bedeutung haben: Der Kasseler Wirtschaftsprofessor Christian Klein erstellte jüngst eine umfassende Studie und kam zu dem Schluss, dass Ergebnisse von Fußball-Weltmeisterschaften keinen Einfluss auf die jeweiligen nationalen Börsenkurse haben. Der Grund dafür ist recht einfach: Ein Großteil des Handelsvolumens an den Börsen geht inzwischen von institutionellen und ausländischen Investoren aus, die sich nicht von Sportevents beeinflussen lassen.
Folglich können Anleger die WM in vollen Zügen genießen und mit ihrer „Mannschaft des Herzens“ mitfiebern, völlig unabhängig davon, ob sich nun deutsche, britische oder spanische Aktien in ihrem Depot tummeln. Müller, Özil & Co. werden vermutlich ihren Depotstand nicht beeinflussen.