Börsen reagieren oft seltsam und lassen viele Anleger verwundert die Augen reiben. Mitten hinein in die Hochphase der Handelsstreitigkeiten, einem kurz bevorstehenden Militärschlag der USA gegen den Iran sowie einer sich deutlich abschwächenden globalen Konjunkturtätigkeit erzielten eine Reihe von Aktienindizes – besonders in den USA – neue Allzeithochs. Noch vor wenigen Monaten sorgen diese Themen für Kursverluste von über 20 % – Wochen später werden diese Meldungen quasi gefeiert. Wie passt all dies zusammen?
Die Antwort darauf ist einfach – es sind die Notenbanken, welche die Kurse in die Höhe treiben. Nach Jahren der Zinserhöhungen in den USA und dem Ende der Anleihenaufkaufprogramme in Europa reagieren die Notenbanken auf die sich abschwächende Inflation sowie die zunehmenden Konjunkturrisken mit der Ankündigung, im Falle einer anhaltenden Schwächeperiode mit entsprechenden Maßnahmen reagieren zu wollen. Bedeutet im Klartext: In den USA gehen die Marktteilnehmer nun bereits im Juli von einer ersten Zinssenkung aus – in Europa machte EZB-Chef Draghi klar, dass Minuszinsen auch noch weiter fallen können. Somit sind es die Notenbanken, welche die Kurse nach oben treiben. Zum ersten Mal seit 2016 erreichten in den USA sowohl die gängigen Anleihenindizes, als auch die Aktienmärkte gleichzeitig neue Rekordhochs.
Die Rückkehr der lockeren Notenbanken ändern die Spielregeln auf dem Börsenparkett. Fallende Zinsen sorgen in der Regel für höhere Bewertungsniveaus und höhere Unternehmenswerte. Dies unterstützt auch weiterhin die Preise von Substanzwerten wie Aktien und Immobilien. Nichtsdestotrotz sollten Anleger die Augen vor den schlummernden politischen und wirtschaftlichen Gefahren nicht verschließen. Die Maßnahmen der Notenbanken wirken in der Regel erst mit 12 bis 18 Monaten Verzögerung auf die Weltwirtschaft – entsprechend kann die aktuelle Unterstützung bereits zu spät kommen, falls sich das Tempo des wirtschaftlichen Abschwungs beschleunigt.