Was vor wenigen Wochen vermutlich noch für heftige Kurseinbrüche gesorgt hätte, ist im aktuell positiven Stimmungsumfeld der Aktienmärkte kaum bei den Anlegern angekommen: Die neue populistische Regierung in Italien hat eine wirtschaftliche Bruchlandung hingelegt und das Land nur wenige Monate nach ihrer Angelobung in eine Rezession geführt.
Zwischen Oktober und Dezember 2018 schrumpfte die italienische Wirtschaftsleistung um 0,2 % und damit das zweite Quartal in Folge. Die Auswirkungen der politischen Turbulenzen zeigen sich nun also auch in der Wirtschaft. Und während Ministerpräsident Conte den Rückgang sofort auf externe Faktoren wie eine geringere Nachfrage aus China und Deutschland schiebt, spricht das offizielle Statistikamt in Rom hingegen von einer schwachen Binnennachfrage – der Export habe sogar leicht positive Impulse gebracht. Die chronische Wachstumsschwäche der italienischen Wirtschaft wird die EU in den kommenden Wochen vor eine erneute Zerreißprobe stellen. Erst im Dezember wurde nach monatelangen Streitereien zwischen Brüssel und Rom der Haushaltsplan für das laufende Jahr abgesegnet. Dieser Plan basiert aber auf deutlich höheren Wachstumsraten und Annahmen, welche angesichts der aktuellen Wirtschaftsleistung nicht erreichbar sind. Folglich wird die Neuverschuldung steigen und neue „Überziehungsanfragen“ aus Rom in Brüssel eintrudeln. Da das Land unter dem zweithöchsten Schuldenberg der Eurozone ächzt und die politischen Fronten verhärtet sind, kann man sich am Stiefel – aber auch in den politischen Hochburgen Europas – bereits auf eine ungemütliche Zeit einstellen. Um die Burggräben noch zu vergrößern, kündigte der 5-Sterne-Chef und stellvertretende Ministerpräsident Luigi Di Maio bereits an, die Europawahlen im Mai zu einer Volksabstimmung gegen den europäischen Sparkurs hochsterilisieren zu wollen. Allzu siegessicher sollten sich die italienischen Politiker aber nicht geben. Die Tatsache, dass die Märkte derzeit vor allem mit dem amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt beschäftigt sind, verschafft etwas Zeit – früher oder später werden die Märkte aber auch den Italienern die Rechnung präsentieren.