Nachdem die Neuemission von Aktien im ersten Quartal 2019 beinahe vollständig zum Erliegen kam, dürfte das Geschäft mit den Börsengängen in den kommenden Wochen und Monaten so richtig Fahrt aufnehmen. Viele hochbewertete „Unicorns“ – so nennt man mittlerweile Start-ups mit einer hohen Bewertung – haben in den letzten Monaten den Gang an die Börse gescheut. Nun stehen spannende Debüts bevor.
Den Anfang der großen „IPO“-Show machte Ende März „Lyft“, die Nummer 2 im amerikanischen Fahrdienstmarkt. Die Aktie wurde zu 72 US-Dollar ausgegeben und startete sofort bei über 87 US-Dollar in den Handel. Seither ging es aber kontinuierlich bergab und die Aktie notiert nur mehr im Bereich von 60 US-Dollar. Dieser Bewertungseinbruch bei Lyft hat auch Folgen für den mit Spannung erwarteten Börsengang des Konkurrenten „Uber“. Uber schielte jüngst auf eine Börsenbewertung von über 120 Mrd. US-Dollar – nach dem Debakel bei Konkurrent Lyft werden aber kleinere Brötchen gebacken und es wird mit einer Bewertung im Bereich von 80 bis 100 Mrd. US-Dollar gerechnet. Das Börsendebüt von Uber dürfte vermutlich im Mai stattfinden. Aber auch neben den Fahrdienstleistern tut sich einiges: Die Online-Fotoplattform „Pinterest“ dürfte sein Börsendebüt ebenfalls in den nächsten Wochen feiern – auch hier liegt die vorläufige Bewertung unter jener aus der letzten Finanzierungsrunde aus dem Jahr 2017. Ebenfalls liebäugeln die Buchungsplattform „AirBnB“ und das auf Big-Data spezialisierte US-Unternehmen „Palantir“ mit einem Börsengang 2019. Angesichts dieser Vielzahl an Börsengängen stellt sich die Frage, ob es sich für Anleger lohnt, an den Börsengängen teilzunehmen.
Abseits der Zuteilungsproblematik für Vorarlberger Anleger beweist ein Blick auf alle US-Börsengänge seit 1980, dass eine Zeichnung sehr verlockend ist: Im Schnitt ist der Kurs aller Neuankömmlinge an der Börse am ersten Tag um 18 % gestiegen. Anschließend aber nehmen die Erträge deutlich ab und liegen auf Marktniveau. Fünf Jahre nach dem Börsendebüt blicken 60 % aller US-Börsenneulinge seit 1975 auf eine negative Aktienperformance zurück. Grundsätzlich lohnt sich also für Anleger während der Zeichnungsphase eine Beteiligung an den Börsenneulingen – anschließend gilt aber auch an der Börse das Zitat von Schiller: „Drum prüfe wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet. Der Wahn ist kurz, die Reu‘ ist lang.“