Normalerweise treffen sich die führenden Notenbankchefs der Welt persönlich am berühmten Jackson Hole Symposium im US-Bundesstaat Wyoming. Doch aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie und der immer schneller verbreitenden Delta-Variante mussten die Zentralbanker zum zweiten Mal in Folge die Konferenz virtuell abhalten.
Mit Spannung wurde letzten Freitag die Eröffnungsrede von Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Fed, erwartet. Powell verkündete, dass die Fed noch in diesem Jahr mit der Reduktion der Anleihenkäufe beginnen könnte, sofern sich die amerikanische Wirtschaft weiterhin positiv entwickelt. Die Aussage kam für viele Investoren nicht ganz überraschend und doch wird sich die geldpolitische Ausgangslage der US-Notenbank drastisch ändern. Seit dem Ausbruch der globalen Pandemie im Frühjahr 2020 hat die Fed ihre Leitzinsen deutlich gesenkt und die Märkte mit monatlichen Anleihenkäufen in der Höhe von USD 120 Mrd. unterstützt. Da sich die amerikanische Wirtschaft sowie der Arbeitsmarkt in den letzten Quartalen deutlich erholt haben, rechnen viele Experten damit, dass die konjunkturstützenden quantitativen Maßnahmen (QE) im vierten Quartal reduziert werden.
Dieser Vorgang wird auch als „Tapern“ oder „Tapering“ bezeichnet. Solche Meldungen werden von den Investoren sehr genau betrachtet und interpretiert, da ein Zurückfahren der Anleihenkäufe auch Rückschlüsse auf mögliche zukünftige Zinsentwicklungen geben kann. Powell konnte bisher mit seiner geschickten Wortwahl die Märkte besänftigen und ein Schreckensszenario („Taper Tantrum“), welches im Mai 2013 von Ben Bernanke ausgelöst wurde, abwenden.
Zudem wurde von Jerome Powell kein deutliches Zeichen für eine schnelle Straffung der US-Geldpolitik gesendet. Die nächste Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed und somit auch die Möglichkeit für einen Zinsentscheid findet am 22. September statt. Anleger sollten die amerikanische Geldpolitik eng verfolgen und bei Anlageentscheidungen stets auf die Wortwahl des Vorsitzenden achten – diese könnte sich erheblich auf die Performance auswirken.