Eigentlich versuchte die chinesische Regierung mit aller Kraft das Coronavirus bis nächsten Frühling unter Kontrolle zu halten und hoffte durch die Kombination von wärmerem Wetter, einer größeren Auswahl an Medikamenten sowie neuen Vakzinen eine geordnete Wiedereröffnung möglich zu machen. Eigentlich. Es kam aber alles anders.
Ende November fanden landesweit heftige Proteste gegen die massiven Corona-Beschränkungen statt. Für das kommunistische China hatten diese Ausschreitungen enorme Verhältnisse angenommen und dies veranlasste die Regierung in Peking zu einem abrupten Strategiewechsel. In Peking, Shanghai sowie weiteren Städten wurden einige Lockerungen verkündet und die asiatischen Aktienmärkte profitierten seit Anfang November sehr stark von den Ankündigungen. Nach der ersten Euphorie kommt aber nun die Ernüchterung. In der chinesischen Hauptstadt sind nach dem Ende der dreijährigen drakonischen „Zero-Covid“-Strategie die ersten Krankenhäuser überfüllt und die Vorräte an fiebersenkenden Mitteln und Schnelltests neigen sich dem Ende.
Viele Ökonomen erwarten nun weitreichende Folgen für die chinesische Wirtschaft und warnen vor einem „Stop-and-go“-Szenario. Sobald das chinesische Gesundheitssystem an ihre Grenzen kommt, sind erneute Lockdowns unausweichlich. Die Konsequenz? Erneute Lieferkettenprobleme und geschlossene Häfen, welche abermals die globale Wirtschaftsentwicklung in Mitleidenschaft ziehen könnten. Dabei kämpft China bereits seit Monaten mit einer anhaltenden Immobilienkrise sowie einem schwächelnden Konsum.
Obwohl der chinesische Aktienmarkt aktuell mit historisch tiefen Bewertungen attraktiv erscheint, sollten Anleger:innen stets einen Blick auf das große Ganze haben und die chinesische Regierung nicht unterschätzen. Diese könnte auch in Zukunft schnelle politische Richtungswechsel vornehmen, welche sich positiv aber auch negativ auf den chinesischen Aktienmarkt auswirken können.