Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), hat es momentan alles andere als einfach. Lange hat sie versucht die Marktteilnehmer zu beschwichtigen und den starken Preisanstieg lediglich als vorübergehend bezeichnet. Doch der Druck wurde in den letzten Wochen enorm und verschärfte sich, nachdem die Inflation im April für den Euroraum mit 7,4 % auf den höchsten Stand seit der Einführung des Euros im Jahr 2002 gestiegen ist.
Letzte Woche deutete die oberste Währungshüterin in Europa nun auf eine geldpolitische Änderung hin und bereitete die Finanzmärkte auf eine Zinswende im kommenden Juli vor. In einem ersten Schritt wird im Sommer das reguläre Anleihenkaufprogramm APP gestoppt. Allein in diesem Monat erwirbt die EZB im Rahmen des APP Staatsanleihen für 30 Mrd. Euro und im Juni nochmals für 20 Mrd. Euro. Im Juli soll das Programm dann auslaufen – somit wäre der Weg für einen baldigen Zinsschritt im Sommer frei. Aktuell liegt der Leitzins innerhalb der Eurozone bei 0,0 %. Der Einlagensatz, bei dem Banken ihre überschüssige Liquidität parken, steht zurzeit bei minus 0,5 %. Nach einer jüngsten Umfrage von Reuters gehen 90 % der befragten Ökonomen davon aus, dass der Einlagensatz Ende Jahr bei 0 % oder sogar darüber ist.
Da europäische Banken stark von der hiesigen Zinsentwicklung abhängig sind, wirken sich die Handlungen der EZB auf das klassische Bankengeschäft aus. Das Zinsgeschäft, welches sich aus dem Aktiv- und Passivgeschäft einer Bank zusammensetzt, wird bei steigenden Zinsen für die Banken attraktiver. Für Anleger können sich hier potenzielle Chancen ergeben. Deshalb empfiehlt es sich, den Worten der EZB-Chefin stets zu folgen und daraus Möglichkeiten für das eigene Anlegerportfolio abzuleiten.