Zu Beginn dieses Jahres herrschte die Meinung vor, dass sich Europa bereits in einer Rezession befand, die USA an der Schwelle zu einer solchen standen und China Schwierigkeiten haben würde, seine Wiedereröffnung nach der Pandemie zu bewältigen. Im Nachhinein erscheinen diese Annahmen übertrieben. Europa hat nicht nur offensichtlich eine Rezession vermieden, sondern jüngste Daten deuten sogar auf ein beschleunigtes Wachstum hin. Auch das US-Wachstum scheint trotz einiger Schwachstellen auf einer solideren Grundlage zu stehen, als die meisten Ende letzten Jahres erwartet hatten. Ebenso hat Chinas Wirtschaft den enormen Anstieg der Covid-Fälle besser verkraftet, als angenommen wurde.
Nichtsdestotrotz hängt das Wort Rezession weiterhin wie ein Damoklesschwert über den Märkten. In der Vergangenheit dauerte es nach einer Inversion der 3-Monats-/10-Jahres-US-Staatsanleihen-Zinsstrukturkurve etwa 12 Monate, bis in den USA eine Rezession eintrat. Dieser Indikator würde den Beginn der nächsten US-Rezession auf Ende 2023 beziehungsweise Anfang 2024 festlegen. Angesichts der noch immer hohen Zahl an offenen Stellen im US-Arbeitsmarkt – derzeit gibt es beinahe zweimal so viele offene Stellen wie Arbeitssuchende – zusammen mit den über 1 Billion US-Dollar an überschüssigen Pandemie-Ersparnissen könnte es diesmal allerdings etwas länger dauern und eine Rezession in den USA erst Mitte 2024 beginnen.
Anlegerinnen und Anleger sollten sich jedoch nicht von dem positiven Jahresstart blenden lassen, denn die Risiken für die Weltwirtschaft bleiben weiterhin hoch. Zudem erreichten Aktien im historischen Durchschnitt sechs Monate vor Beginn einer Rezession ihren Höchststand. Sollte dies auch zukünftig zutreffen, würde dies Aktien nur einen begrenzten Spielraum verschaffen, um im weiteren Verlauf des Jahres zuzulegen.