So, oder so ähnlich dürfte Präsident Macron auf den Regierungssturz der vergangenen Woche in Paris reagiert haben. Im Streit um das Haushaltsbudget für das Jahr 2025 und die Frage, wie stark die steigende Neuverschuldung unter Kontrolle gebracht werden kann, verlor Premierminister Michel Barnier das Vertrauen und trat zurück. Die Situation in Frankreich mit hohen Haushaltsdefiziten und dem Sturz der Regierung erinnert viele Marktteilnehmer an die Euro-Krise vor knapp 15 Jahren, als Griechenland kurz vor dem Staatsbankrott stand. Die Umstände sind auch nicht ohne weiteres am Finanzmarkt vorbeigegangen. Auf der Rentenseite sind die Risikoaufschläge der französischen Staatsanleihen auf das Niveau der griechischen Pendants gestiegen. Bei den Aktien hat sich der französische Leitindex CAC 40 auf Jahresbasis lediglich um rund 2 Prozent erhöht – griechische Aktien (Athex) stiegen um mehr als 17 Prozent. Dass die Krise in Frankreich aber nicht mit der damaligen in Griechenland vergleichbar ist, zeigen gleich mehrere Punkte. Erstens, Frankreich verfügt über eine stabile wirtschaftliche Lage und hat Stärken im Luxusgüterbereich sowie der Luftfahrtindustrie. Ebenso zählt der Technologiesektor zu den innovativsten in Europa und die Großbanken besitzen solide Bilanzen. Zweitens, mit einem Schuldenberg von rund 3,2 Billionen Euro könnten die französischen Staatsfinanzen durchaus niedriger sein. Setzt man die Schulden jedoch ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung, entspricht das Defizit knapp 112 Prozent – in Griechenland waren es zum Teil über 200 Prozent. Drittens, die EZB hat aufgrund der Griechenlandkrise Sicherheitsmechanismen für den gesamten Währungsraum entwickelt. Dies sollte zur allgemeinen Stabilität beitragen. Eine Zahlungsunfähigkeit Frankreichs erscheint daher als sehr unwahrscheinlich – quelle surprise!
Clemens Lengauer, clemens.lengauer@vvb.at, Bereichsleiter Vermögensverwaltung, VOLKSBANK VORARLBERG e. Gen.