Die Aktienmärkte zeigen im bisherigen Jahresverlauf ein bemerkenswertes Bild: Während der DAX mit einer überzeugenden YTD-Performance glänzt, bleibt der US-Markt im Vergleich dazu spürbar hinter den Erwartungen zurück. Ein Blick auf den MSCI World offenbart: Europa gewinnt an relativer Stärke. Die Kapitalströme scheinen sich zu verschieben – weg von den USA, hin zu europäischen Märkten.
Ein möglicher Wendepunkt? Vieles spricht dafür. Große Vermögensverwalter gewichten europäische Aktien zunehmend stärker in ihren Portfolios. Die Nachfrage nach europäischen Titeln steigt – und das nicht ohne Grund. Finanzpakete auf nationaler (z. B. Deutschland) und EU-Ebene wirken konjunkturstimulierend und schaffen Investitionsanreize. Vor allem Industrie, Infrastruktur und Digitalisierung erhalten neue Impulse. Europas wirtschaftliche Perspektive verbessert sich, was sich nun auch zunehmend in den Kursen widerspiegelt.
Trotzdem: Wer jetzt nur auf Europa setzt, läuft Gefahr, den globalen Kontext zu vernachlässigen. Die US-Wirtschaft bleibt innovationsstark, und viele Megatrends – etwa Künstliche Intelligenz oder Biotechnologie – sind nach wie vor von dort aus geprägt. Eine vollständige Abkehr wäre daher strategisch unklug.
Vielmehr ist es eine Frage des Timings und der Gewichtung. Anleger tun gut daran, Momentum zu nutzen und ihre Allokation gezielt anzupassen: Europa mit erhöhter Aufmerksamkeit, die USA weiterhin als Fundament – global diversifiziert, aber taktisch flexibel. Denn genau darin liegt in der aktuellen Marktphase der Schlüssel zum Erfolg.
Linus Bösch, linus.boesch@vvb.at, Private Banking VOLKSBANK VORARLBERG