Recht einfach haben es sich die Aktionäre die letzten zwei Jahre an der Börse eingerichtet: Künstliche Intelligenz war das Schlagwort, welches die Börsenwelt dominiert hat und die Aktien von Unternehmen wie Nvidia, GE Vernova und Meta in die Höhe schießen ließ. Allerdings deuten jetzt einige Zeichen darauf hin, dass am Börsenhimmel dieser strukturellen Anlegerlieblinge Wolken aufziehen. So haben wir in den letzten Tagen und Wochen einige Entwicklungen erlebt, welche die vorherrschende Großwetterlage an den Börsen auf den Kopf stellen könnte: Die US-Notenbank Fed liebäugelt zum ersten Mal seit längerem wieder mit Zinssenkungen, im Ukraine-Russland-Konflikt ist man seit Kriegsausbruch vermutlich so nahe an einer Lösung wie nie zuvor und in China spekuliert der Aktienmarkt auf noch größere staatliche Unterstützungspakete für eine schwächelnde Wirtschaft.
Was hat das nun alles mit den Börsenstars der letzten Jahre wie Nvidia zu tun, werden Sie sich denken? Auf den ersten Blick recht wenig – auf den zweiten aber sehr viel: Mit einer Veränderung der Großwetterlage (sprich Geopolitik, Zinsen und Wirtschaftsausblick) gehen in der Regel große Depotanpassungen einher. Das aktuelle Bild spricht nun wieder stärker für Value-Aktien, welche die letzten Jahre einen Dornröschenschlaf gehalten haben: Unternehmen aus zinssensitiven Branchen wie dem Hausbau, US-Regionalbanken, Ölaktien und Small-Caps im Allgemeinen befinden sich wieder vermehrt im Visier der Anleger. Dies führt tendenziell dazu, dass Gelder den Gewinneraktien der letzten Monate entzogen werden und stattdessen in „ausgebombte“ Bereiche des Marktes gesteckt werden. So könnte es sein, dass Ihre Gewinneraktien der letzten Jahre ein eher schwieriges 2. Halbjahr 2025 erleben.
Patrick Schuchter, Patrick.Schuchter@union-investment.at, Gastkommentar für die VOLKSBANK VORARLBERG e. Gen.