Elon Musk ist es im August mit seinem Unternehmen SpaceX gelungen, zwei Astronauten nach einer Mission auf der ISS wieder sicher auf die Erde zurückzuholen. Als erstes Privatunternehmen triumphierte SpaceX mit diesem Erfolg über Mitbewerber, wie beispielsweise Boeing und ebnete den Weg ein Stück weiter zum großen Traum vom lukrativen Weltraum-Tourismus. Wer aber denkt bei so einem Abenteuer an unseren Planeten?
Das Unternehmen Virgin Galactic ist derzeit der potenzielle Anführer in Sachen Weltraum-Tourismus. Bereits 600 Tickets, mehr als bis dato Menschen im Weltall waren, sind verkauft worden und das zu einem stolzen Preis von je 250.000 US-Dollar (rund 211.000 €). Von dem firmeneigenen Weltraumbahnhof in New Mexico (USA) wird das wiederverwendbare Raumschiff „SpaceShipTwo“ mit Hilfe eines Trägerflugzeuges rund 15 km in die Luft gehoben und dann freigelassen. Anschließend zündet das Raumschiff selbständig und startet beinahe senkrecht ins All. Dort dürfen sich die Passagiere abschnallen und in Schwerelosigkeit auf die Erde zurückblicken. Auch Amazon-Chef Jeff Bezos möchte mit seinem Unternehmen Blue Origin bald solche Touristenflüge anbieten. Möglichkeiten für einen Weltraumflug sollte es in Zukunft also genügend geben – aber welche Auswirkungen könnte ein wachsender Weltraum-Tourismus auf unsere Umwelt haben?
Bereits 2010 untersuchten die drei Wissenschaftler Ross, Mills und Toohey die Auswirkungen von Tourismus-Raketenflügen auf das Klima der Erde. Die Studie ergab unter anderem, dass nicht unbedingt die CO2-Emissionen beim Start, sondern vor allem entstehende Rußpartikel verheerende negative Effekte für die Umwelt mit sich bringen könnten. Als Ruß wird der unvollständig verbrannte Treibstoff bezeichnet, der bei Raketenflügen bestehen bleibt. Da er das Sonnenlicht aufnimmt, erwärmt er die Atmosphäre und trägt so zur Klimaerwärmung bei. Raumschiffe emittieren sehr viel mehr Rußpartikel als herkömmliche Flugzeuge und dies in weit höheren Lagen der Atmosphäre. Dort oben in der Stratosphäre werden die Rußpartikel normalerweise nach ca. 10 Jahren ausgewaschen, allerdings nur, wenn keine neuen Raketenflüge stattfinden, die wieder neue Rußpartikel absondern. Regelmäßige Raumfahrten könnten gemäß der Studie dementsprechend sehr wohl das Klima beeinflussen.
Angesichts der Kritik vieler Umweltschützer müssen sich die Raumfahrtunternehmen verteidigen. Virgin Galactic selbst sieht seinen geplanten Weltraum-Tourismus nicht als klimaschädlich an. Das Unternehmen erklärt, dass ihr Raumschiff klein ist und aus leichtem Material hergestellt wird. Dadurch benötige es auch nur einen kleinen Raketenantrieb und der CO2-Ausstoß eines Fluges pro Person sei vergleichbar mit einem Business Class Flug von New York nach Großbritannien. Des Weiteren verweisen sie auf eine beobachtbare Bewusstseinsveränderung von Weltall-Besuchern. Diese sollen mit einem besseren Verständnis für die Zerbrechlichkeit unseres Ökosystems zurück auf die Erde kommen.
Es wird sich zeigen, wie viele Menschen zukünftig wirklich an einem Weltraumflug teilnehmen werden. Die Anzahl der Menschen, die sich aktuell im All befinden, kann beispielsweise auf der Website https://www.howmanypeopleareinspacerightnow.com/ eingesehen werden. Aber müssen wir wirklich bis ins Weltall reisen, um die Wichtigkeit unseres Planeten wahrzunehmen?
Handelsblatt (2020): Astronauten landen mit SpaceX-Raumschiff auf der Erde – Elon Musk: „Habe dafür gebetet“ https://www.handelsblatt.com/technik/forschung-innovation/raumfahrtunternehmen-astronauten-landen-mit-spacex-raumschiff-auf-der-erde-elon-musk-habe-dafuer-gebetet/26059718.html [Letzter Zugriff: 09.12.2020]
BBC Click (2019): Will Space Tourism Take Off? https://www.youtube.com/watch?v=aTci511TD4A [Letzter Zugriff: 09.12.2020]
Virgin Galactic Website https://www.virgingalactic.com/learn/ [Letzter Zugriff: 09.12.2020]
Ross, M., M. Mills, and D. Toohey (2010): Potential climate impact of black carbon emitted by rockets, Geophys. Res. Lett., 37 https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1029/2010GL044548
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