Österreich hat bereits vor knapp einem Jahr sein letztes Kohlekraftwerk stillgelegt. Während wir damit als achtes Land der EU aus der Kohleverstromung ausgestiegen sind, soll dieses Ziel in Deutschland erst bis 2038 realisiert werden. Doch welche Argumente sprechen eigentlich für den Kohleausstieg? Und wie können Nachhaltige Investments zur Energiewende beitragen?
Im Jahr 2019 wurde in der EU gemäß Daten von Ember und Agora Energiewende erstmals mehr Wind- und Solarenergie erzeugt als Kohleenergie (rund 17% vs. rund 16%). Der Anteil von Kohle an der EU-Stromerzeugung hat sich in den letzten fünf Jahren beinahe halbiert und liegt 2020 bei ca. 13%. Diese Reduzierung ist ein wichtiger Schritt, denn sie spart knapp 320 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr ein, was in etwa 7% der europäischen Treibhausgasemissionen im Jahr 2020 entspricht. Um die EU-Klimaziele bis 2030 zu erreichen, müsste der Anteil von Kohle an der Stromerzeugung allerdings weiter auf annähernd Null reduziert werden.
Viele Mitgliedsstaaten arbeiten auf dieses Ziel hin. In Europa ist die Kohleverstromung in fast allen Ländern zurückgegangen (siehe Grafik). Die Niederlande, Griechenland und Spanien sind weiterhin auf dem Weg, vollständig aus der Kohle auszusteigen. In Deutschland, Europas größtem Kohleerzeuger, sank die Kohleverstromung von 2019 auf 2020 um 22%. Sie sank sogar so stark, dass die monatliche Kohleerzeugung Deutschlands von Februar bis Juli 2020 unter der von Polen lag, was Polen erstmals überhaupt kurzzeitig zur Nummer 1 der Kohleerzeuger in Europa machte.
Übersetzung der Grafik: Kohle bricht in Europa weiterhin ein
Steinkohle und Braunkohle Erzeugung (Balken), prozentuale Änderung von 2019 bis 2020 (schattiert)
Aber warum hängt die Erreichung der Klimaziele so stark vom Ausstieg aus der Kohleindustrie ab? Kohle wurde bereits ab dem 12. Jahrhundert als Brennstoff genutzt und trug wesentlich zur industriellen Revolution bei. Jedoch ist die Klimabilanz von Kohle besonders schlecht. Bei der Verbrennung von Braunkohle werden pro hergestellter Kilowattstunde Strom mehr als 1.000 Gramm CO2 freigesetzt, bei Steinkohle sind es rund 900 Gramm. Zudem liegt der Wirkungsgrad von Kohlekraftwerken lediglich bei 45%. Über die Hälfte der freigesetzten Energie entweicht durch den Schornstein und kann gar nicht erst genutzt werden. Neben CO2 entstehen bei der Kohleverbrennung Schadstoffe, wie Schwefeldioxid, Feinstaub oder toxische Metalle, die unserer Gesundheit und der Natur schaden.
Trotz der vielen nationalen und internationalen Bemühungen hat eine neue Analyse mehrerer NGOs ergeben, dass die Kohleindustrie mit riesigen Summen Geld von Banken und institutionellen Investoren weltweit gefördert wird. Gemäß der “Global Coal Exit List 2020“ der NGO urgewald soll seit 2016 von Banken jährlich knapp eine halbe Billion US-Dollar in Form von Krediten und Investment-Banking-Geschäften an Kohleunternehmen geflossen sein. Bei institutionellen Investoren ist die Summe noch deutlich höher. Im Januar 2021 summierten sich deren Investments laut urgewald auf rund eine Billion US-Dollar. Neben US-Investoren und japanischen Banken sind auch mehrere österreichische Banken an der Kohlefinanzierung beteiligt.
Bankkundinnen und Bankkunden, die Kohleenergie nicht unterstützen möchten, können Ausschlusskriterien für Ihre Investments definieren. Ausschlusskriterien sorgen vor allem dafür, dass keine Emittenten in ein Portfolio gelangen, die den Zielen und Werten der Inhaber grundlegend widersprechen. Dazu kann auch der Kohleabbau gehören oder die Stromerzeugung durch Kohleenergie. Mit dem Einsatz solcher Ausschlusskriterien im Depot hat jeder die Möglichkeit, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten und anstelle von umweltschädlichem Kohleabbau nachhaltigere Branchen mit dem Geld zu fördern.
Zeit Online (2020): Letztes Kohlekraftwerk in Österreich geht vom Netz
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2020-04/kohleausstieg-oesterreich-kohlekraftwerk-abgeschalten-fossile-energie?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F [Letzter Zugriff: 29.03.2021]Ember (2021): The European Power Sector in 2020
https://ember-climate.org/project/eu-power-sector-2020/ [Letzter Zugriff: 29.03.2021]Greenpeace (2019): Klimafeind Kohle: Wir wir mit Kohle das Klima aufheizen
https://www.greenpeace.de/themen/energiewende/fossile-energien/kohle [Letzter Zugriff: 29.03.2021]NABU, Tina Mieritz: Schlechteste Bilanzen aller Energieträger: Die Kohleverstromung muss deutlich gedrosselt werden
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/energie/fossile-energien/stein-und-braunkohle/index.html [Letzter Zugriff: 29.03.2021]APA-Comm (2021, 25 Februar): Kohlefinanzierung für viele Banken nach wie vor kein Tabu [Pressemitteilung]
Global Coal Exit List 2020
https://coalexit.org/ [Letzter Zugriff: 29.03.2021]Bildquellen:
Ember (2021): The European Power Sector in 2020
https://ember-climate.org/project/eu-power-sector-2020/ [Letzter Zugriff: 29.03.2021]Titelbild: https://stock.adobe.com