Der jährliche globale CO2-Ausstoß wird auf rund 42 Milliarden Tonnen geschätzt. Besonders viel Kohlendioxid wird bei der Förderung, Verarbeitung und Verbrennung von fossilen Brennstoffen (z.B. Erdöl, Erdgas, Kohle) erzeugt. Das erklärt auch, weshalb die Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung gemäß Statista rund 40 % der gesamten CO2-Emissionen ausmacht. Langsam läuft uns die Zeit davon. Bald ist das verbleibende CO2-Kontingent aufgebraucht und die Erderwärmung könnte um mehr als das angestrebte Ziel von 2 °C ansteigen.
Wie ernst die Lage ist, veranschaulicht die CO2-Uhr des Berliner Forschungsinstituts MCC. Sie zeigt auf, wieviel CO2 noch in die Atmosphäre gelangen darf, damit die Erderwärmung unter dem gesetzten Ziel von 2 °C bzw. 1,5 °C gehalten werden kann. Gemäß MCC bleiben uns, wenn wir so weitermachen wie bisher, für ersteres Szenario noch rund 24 Jahre Zeit, für letzteres Szenario lediglich 6,5 Jahre. CO2-intensive Branchen geraten dadurch immer mehr unter Druck und die Forderung nach entsprechenden politischen Rahmenbedingungen wird lauter.
Quelle: Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC)
Aktuell geht es den großen Ölkonzernen an den Kragen. Die Internationale Energieagentur (IEA) kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass die globale Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 ohne Verhaltensänderungen unmöglich zu erreichen ist. Sie fordert daher eine radikale Umgestaltung des Energiesektors. Dementsprechend dürften ab sofort keine neuen Investitionen mehr in Öl-, Gas- und Kohleprojekte getätigt werden. Obwohl einige Ölkonzerne bereits auf den Zukunftstrend der erneuerbaren Energien setzen, möchten sie trotzdem nicht voll und ganz auf Investitionen in fossile Projekte verzichten.
Dass die grüne Energiewende aber von vielen unterschiedlichen Seiten gefordert wird, zeigen aktuelle Ereignisse. Einerseits setzen sich Aktionäre vermehrt für nachhaltigeres Handeln von Ölkonzernen ein, damit diese auch zukünftig profitabel sein können. Auf zwei Hauptversammlungen wurden Ende Mai historische Veränderungen errungen. Eines der Unternehmen muss zukünftig die Emissionen seiner Kunden reduzieren. Ein Anderes muss zwei neue Mitglieder mit langjähriger Erfahrung im Bereich erneuerbare Energien in den Aufsichtsrat aufnehmen.
Andererseits entschied gerade ein niederländisches Gericht zugunsten von Umweltschutzorganisationen. Der betroffene Ölkonzern wird durch das Urteil gezwungen, seinen CO2-Ausstoß stärker als geplant zu senken. Bis zum Jahr 2030 soll das Unternehmen die Emissionen um 45 % im Vergleich zu 2019 senken. Der Konzern möchte zwar in Berufung gehen, dennoch wird dieses Urteil von Experten als Wendepunkt für die Ölindustrie angesehen.
Was allerdings ebenso wichtig wie diese Fortschritte ist, sind konkrete Vorgaben aus der Politik. Immer deutlicher wird gefordert, dass nicht nur das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2050 vorgegeben werden soll, sondern auch Meilensteine auf dem Weg dorthin definiert werden müssen. Dies würde klare Rahmenbedingungen setzen und Unternehmen könnten nicht mehr so leicht Spielräume ausnutzen oder ihre Klimaschutz-Vorhaben aufschieben. Wenn wir jetzt nicht anfangen zu handeln, könnte eine Erderwärmung unter 1,5 °C nicht mehr zu schaffen sein. Die CO2-Uhr tickt.
Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC): So schnell tickt die CO2-Uhr
https://www.mcc-berlin.net/forschung/co2-budget.html [Letzter Zugriff: 02.06.2021]Gonstalla Esther (2019): Das Klima Buch – Alles, was man wissen muss, in 50 Grafiken, 4. Auflage, oekom verlag München
Statista (2018): Verteilung der energiebedingten CO2-Emissionen weltweit nach Sektor im Jahr 2018
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167957/umfrage/verteilung-der-co-emissionen-weltweit-nach-bereich/ [Letzter Zugriff: 02.06.2021]Handelsblatt, Witsch Kathrin (2021): „Meilenstein“ für den Energiesektor: IEA-Experten fordern Investitionsstop für Öl- und Gasprojekte
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/kampf-gegen-erderwaermung-meilenstein-fuer-den-energiesektor-iea-experten-fordern-investitionsstopp-fuer-oel-und-gasprojekte/27200166.html [Letzter Zugriff: 02.06.2021]Handelsblatt, Kort Katharina (2021): Aktionäre von Exxon Mobil drängen den Konzern zu mehr Nachhaltigkeit
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/oelkonzern-aktionaere-von-exxon-mobil-draengen-den-konzern-zu-mehr-nachhaltigkeit/27225740.html [Letzter Zugriff: 02.06.2021]Handelsblatt, Witsch Kathrin (2021): Gericht zwingt Shell zu Verringerung von Emissionen
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/klimaschutz-gericht-zwingt-shell-zu-verringerung-von-emissionen/27224192.html [Letzter Zugriff: 02.06.2021]Zeit Online, Heuser Uwe Jean (2021): Später, wann ist das?
https://www.zeit.de/2021/23/oelkonzerne-klimaschutz-shell-klage-exxon-mobil-hedgefonds [Letzter Zugriff: 02.06.2021]