Beinahe täglich gehen wir in den Supermarkt, um Lebensmittel einzukaufen. Doch achten Sie bei jedem Einkauf darauf, woher die Zutaten der gekauften Waren eigentlich stammen? Gerade bei Fleisch werden immer wieder Skandale aufgedeckt, die Produkte aus dem Ausland in ein schlechtes Licht rücken. Dennoch bezieht beispielsweise ein bekannter deutscher Tiefkühlkosthersteller das Hühnerfleisch für seine Erzeugnisse aus Thailand. Dies mag auf den ersten Blick befremdlich und alles andere als nachhaltig wirken. Das Unternehmen möchte mit diesem Schritt aber dennoch zum Klimaschutz beitragen.
Der zunehmende Fokus auf Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren ein klares Ideal geschaffen: Regionale Lebensmittel gelten als nachhaltig, während besonders Fleisch aus dem Ausland verrufen ist. Neben häufig schlechteren Qualitätsmerkmalen schaden importierte Produkte dem Klima durch ihren längeren Transportweg. Was allerdings oftmals nicht bedacht wird, ist der Futterbedarf heimischer Tiere. Gemäß WWF besteht der Großteil des Futters für Masthühner in Deutschland aus Sojaschrot. Auch in Österreich werden jährlich rund 600.000 Tonnen Soja als Futter für Nutztiere importiert (siehe Grafik).
Doch Soja wird hauptsächlich in Südamerika und Asien angebaut und hat dementsprechend lange Transportwege nach Europa. Mit diesem Argument begründet der deutsche Tiefkühlkosthersteller auch seinen Zukauf von thailändischem Hühnerfleisch. CO2-Emissionen durch den Transport fallen in beiden Fällen an – nur ist der Transport für das fertige Hühnerfleisch emissionsärmer und kostengünstiger als für die weit größeren Ladungen an benötigtem Futter. Ein zweites Argument des Lebensmittelherstellers sind die klimabedingten Vorteile Thailands. Hühner benötigen Wärme und dafür müssen in Österreich und Deutschland die Stallungen beheizt werden. Dieser hohe Energieverbrauch fällt bei der Hühnerzucht in Thailand weg. Die asiatischen Lieferanten sind gemäß eigenen Angaben des Unternehmens EU-zertifizierte Betriebe und unterliegen dadurch regelmäßigen Kontrollen über die Einhaltung der EU-Richtlinien. Zudem erklärt der Tiefkühlkosthersteller, die niedrigeren Arbeitskosten in Thailand würden bessere Haltungsbedingungen für die Hühner ermöglichen.
Dass es eine noch nachhaltigere Variante gibt als Soja oder Hühnerfleisch aus Asien zu importieren, liegt auf der Hand. Landwirte können ihren Hühnern regionale Erzeugnisse aus eigenem Anbau – in Österreich und Deutschland beispielsweise Rapsschrot, Erbsen, Ackerbohnen oder Lupinen füttern. Nur wäre der Tiefkühlkosthersteller aufgrund der höheren Preise des europäischen Hühnerfleischs dann vermutlich nicht mehr so wettbewerbsfähig im hart umkämpften Lebensmittelmarkt. Dies stellt uns vor die altbekannte Frage: Sind wir bereit etwas mehr für Lebensmittel zu bezahlen, wenn wir dabei die Umwelt schützen können? Gerade wir in Vorarlberg sollten uns die Antwort darauf gut überlegen. Durch die vielen landwirtschaftlichen Betriebe in unserer Umgebung haben wir die Möglichkeit, regionale Produzenten zu unterstützen und qualitativ hochwertige sowie klimafreundliche Lebensmittel zu kaufen.
FRoSTA Blog, Felix Ahlers (2010): Ein Huhn für 18 Euro! https://www.frostablog.de/produktion/biohuhn
FRoSTA: Hähnchenfleisch aus EU-zertifizierten Betrieben https://www.frosta.at/unsere-verantwortung/nachhaltige-zutaten [Letzter Zugriff: 09.12.2020]
WWF (2015): Geflügel https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/fleisch/gefluegel/ [Letzter Zugriff: 09.12.2020]
Global 2000: Fleischkonsum in Österreich https://www.global2000.at/fleischkonsum-%C3%B6sterreich [Letzter Zugriff: 09.12.2020]
Bildquelle: Global 2000: Fleischkonsum in Österreich https://www.global2000.at/fleischkonsum-%C3%B6sterreich [Letzter Zugriff: 09.12.2020] Titelbild: https://stock.adobe.com