Immer mehr Menschen möchten ihr Geld nachhaltig anlegen, ein erfreulicher Trend! Doch die steigende Nachfrage nach grünen Investments kurbelt gleichzeitig die Entstehung von neuen Produkten in diesem Bereich an. Das Angebot von nachhaltigen Fonds und ETFs (Exchange Traded Funds) ist mittlerweile so groß und unübersichtlich, dass es vielen Anlegerinnen und Anlegern schwerfällt, sich zu entscheiden. Zudem hält nicht jedes Produkt was es verspricht. Ein zweiter Blick und anerkannte Qualitätssiegel können Klarheit schaffen.
Bevor Nachhaltigkeit in die Analyse von Finanzprodukten einbezogen wurde, galt das sogenannte „magische Dreieck der Geldanlage“. Dieses umfasst die drei konkurrierenden Ziele Rentabilität, Sicherheit und Liquidität. Mit keinem Investment können alle drei Ziele gleichzeitig erreicht werden. Anlegerinnen und Anleger müssen sich entscheiden, welches Ziel ihnen am wichtigsten ist. Ein Sparbuch bietet beispielsweise hohe Sicherheit und hohe Liquidität, dafür aber eine geringe Rentabilität. Aktien hingegen können rentabel sein und werden zusätzlich als liquide eingestuft, da sie täglich gehandelt werden können. Durch mögliche Kursschwankungen am Markt oder die potenzielle Insolvenz des Emittenten gelten sie aber als risikoreicher.
Aus diesem magischen Dreieck ist mittlerweile ein Viereck geworden, das um den Aspekt Nachhaltigkeit ergänzt wird. Während die ursprünglichen drei Ziele miteinander konkurrieren, kann Nachhaltigkeit mit allen Zielen konform sein. Die Zeiten, in denen Nachhaltige Geldanlagen nicht rentabel, risikoreicher oder weniger liquide als herkömmliche Investments waren, sind vorbei. Denn heute stehen genügend Diversifikationsmöglichkeiten zur Verfügung, das Investmentuniversum von nachhaltigen Produkten ist seit den Anfangszeiten des nachhaltigen Investierens enorm gewachsen.
Was aus Investmentsicht vorteilhaft ist, erschwert die Suche nach dem passenden Produkt. Mehr Auswahl führt zu einer Flut an Informationen und Herangehensweisen. Nicht jeder Fondsanbieter versteht das Gleiche unter Nachhaltigkeit, dementsprechend unterschiedlich können die Investmentansätze sein. Zahlreiche Finanzprodukte verfolgen einen „Best-in-Class“ Ansatz, wobei jeweils die besten Unternehmen einer Kategorie ausgewählt werden. Diese Vorgehensweise schließt beispielsweise nicht per se Hersteller fossiler Energien aus. Es bedeutet lediglich, dass nur die „nachhaltigsten“ Unternehmen des Energiesektors in das Produkt aufgenommen werden.
Ein Blick auf die Homepage des Fondsanbieters kann solche wichtigen Details liefern. Seit Inkrafttreten der EU-Offenlegungsverordnung im März 2021 müssen Fondsanbieter nämlich nicht nur alle finanziellen Risiken, sondern auch alle Nachhaltigkeitsrisiken, die negative Auswirkungen auf die Rendite einer Investition haben können, in ihre Investitionsentscheidungen einbeziehen und veröffentlichen. Wird ein Fonds nicht als nachhaltig beworben, wird er laut der Verordnung als „Artikel 6“ klassifiziert. Diese Bezeichnung weist auf den entsprechenden Artikel im Gesetzestext hin. Ein Fonds wird hingegen als „Artikel 8“ eingestuft, wenn er ökologische sowie soziale Merkmale bewirbt und Angaben dazu macht, wie diese Merkmale erfüllt werden. Unter „Artikel 9“ fallen all jene Fonds, die eine nachhaltige Investition anstreben (z.B. CO2-Reduktion) und veröffentlichen, wie dieses Ziel erreicht werden soll.
Zusätzliche Orientierung im nachhaltigen Produktdschungel bieten Auszeichnungen wie das FNG-Siegel oder das Österreichische Umweltzeichen. Ersteres wird einmal jährlich vom Forum Nachhaltige Geldanlagen vergeben und gilt als angesehener Qualitätsstandard für nachhaltige Fonds im deutschsprachigen Raum. Zweiteres ist eine Initiative des österreichischen Bundesministeriums, welche unter anderem umweltfreundliche Finanzprodukte auszeichnet. Die ausgezeichneten Fondshäuser unterliegen weiteren Offenlegungspflichten und legen beispielsweise ihren nachhaltigen Investmentprozess offen. Anlegerinnen und Anleger können von dieser Transparenz profitieren. Je mehr Details über einen Fonds zur Verfügung stehen, umso klarer wird die Vorgehensweise des Managements. Nur so kann individuell entschieden werden, ob die eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit mit denen des Fondsanbieters übereinstimmen oder ob doch besser ein anderes Investment gewählt werden soll.
Wiener Börse: Das magische Dreieck der Vermögensanlage
https://www.wienerborse.at/wissen/in-wertpapiere-investieren/das-magische-dreieck/ [Letzter Zugriff: 28.10.2021]DWS (2020): ESG – Anlegen in der vierten Dimension
https://www.dws.de/informieren/maerkte/aktien/esg-vierte-dimension/ [Letzter Zugriff: 28.10.2021]EUR-Lex (2019): Verordnung (EU) 2019/2088 über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor
https://eur-lex.europa.eu/eli/reg/2019/2088/oj?locale=de [Letzter Zugriff: 28.10.2021]Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG):
https://www.forum-ng.org/de/ [Letzter Zugriff: 28.10.2021]Österreichisches Umweltzeichen:
https://www.umweltzeichen.at/de/home/start [Letzter Zugriff: 28.10.2021]Bildnachweis: https://stock.adobe.com