Der Sommer steht vor der Tür und zahlreiche Urlauberinnen und Urlauber planen wieder erholsame Tage am Strand. Doch wussten Sie, dass Sand nach Süßwasser die weltweit meistverwendete Ressource ist? Ihr Verbrauch hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verdreifacht und liegt bei schätzungsweise 40-50 Milliarden Tonnen pro Jahr – genug, um eine 27 Meter breite und 27 Meter hohe Mauer rund um die Erde zu bauen. Der neue UNEP-Report „Sand and Sustainability: 10 Strategic Recommendations to Avert a Crisis” verdeutlicht, dass wir unmöglich weiterhin so viel Sand aus dem Boden und dem Meer entnehmen können.
Sand entsteht durch Verwitterung und Erosion von Gestein. Regenwasser, Flüsse und Bäche spülen immer feinere Partikel des Gesteins in die Flüsse und schließlich ins Meer. Sand ist dadurch Teil des Ökosystems von Fluss- und Küstenlandschaften. Er bietet für zahlreiche Tiere und Pflanzen Lebensraum, in weiterer Folge eine Nahrungsquelle für Menschen und er schützt Flussdeltas und Küstengebiete vor Stürmen und Überschwemmungen.
Gleichzeitig bildet Sand die Grundlage für den Bau lebenswichtiger Infrastrukturen auf der ganzen Welt, denn Sand ist der wichtigste Rohstoff für Beton, Asphalt und Glas. So werden in Deutschland beim Bau eines mittelgroßen Einfamilienhauses rund 200 Tonnen Sand verbraucht, bei einem Kilometer Autobahn sind es rund 30.000 Tonnen. Dementsprechend treiben Urbanisierung, Bevölkerungswachstum und Wirtschaftswachstum den Sandverbrauch in die Höhe, derzeit besonders in Asien.
Doch nicht jede Art von Sand ist gleich. Wüstensand kann zum Beispiel nicht für die Betonherstellung verwendet werden, denn dafür hat der Wind die Körner zu rund geschliffen. Auch für die Landgewinnung ist Wüstensand ungeeignet, weshalb beispielsweise Dubai für die Errichtung einer künstlichen Inselgruppe rund 385 Millionen Tonnen Sand importiert hat. Sand abgebaut wird deshalb vor allem in Flüssen und Meeren, was immer wieder zu Stranderosionen und Erdrutschen führt. Viele betroffene Länder haben aus diesem Grund den Sandexport gestoppt, nichtsdestotrotz blüht aber weiterhin der illegale Handel.
Trotz der strategischen Bedeutung von Sand sind seine Gewinnung, Beschaffung, Verwendung und Bewirtschaftung in vielen Regionen der Welt nach wie vor weitgehend ungeregelt. In unserer Gegend ist die Nachfrage nach Sand ebenfalls groß. Angesichts hoher Transportkosten wird die Ressource zwar oft aus einheimischen Sand- und Kiesgruben gewonnen, aber auch hier sind viele Vorräte bereits erschöpft und Naturschutzgebiete gelangen zunehmend ins Visier der Bauunternehmen.
Die weitere Verstädterung sowie der massive Ausbau und die Instandhaltung der Infrastruktur werden die Nachfrage nach Sand vermutlich noch weiter steigern und die Preise auf dem Sandmarkt sowie den ökologischen Fußabdruck der Bauindustrie erhöhen. Eine Lösung des Problems wäre die verstärkte Nutzung von alternativen Rohstoffen, wie Lehm oder Holz und natürlich der Weg hin zu einer Kreislaufwirtschaft, bei der auch Baustoffe recycelt werden.
UN Environment Programme (UNEP, 2022): Sand and Sustainability: 10 Strategic Recommendations to Avert a Crisis
https://www.unep.org/resources/report/sand-and-sustainability-10-strategic-recommendations-avert-crisis [Letzter Zugriff: 07.06.2022]WWF (2021): Ein begehrter Rohstoff: Sand
https://www.wwf.de/themen-projekte/wwf-projektregionen-in-asien/ein-begehrter-rohstoff-sand [Letzter Zugriff: 07.06.2022]Verbraucherservice Bayern im KDFB e.V. (2022): Rohstoff Sand: Begehrt, knapp und kaum recycelt
https://www.verbraucherservice-bayern.de/themen/umwelt/rohstoff-sand-begehrt-knapp-und-kaum-recycelt [Letzter Zugriff: 07.06.2022]Bildnachweis: https://stock.adobe.com