Innerhalb von Städten wird der Klimawandel zunehmend zur Belastung. Es mangelt an temperaturregulierenden Grün- und Wasserflächen, die auf dem Land zahlreich vorhanden sind. Gleichzeitig importiert Österreich einen Großteil seines Obsts und Gemüses aus dem trockenen Südeuropa, was die Grundwasserreserven in diesen Gegenden dramatisch strapaziert. Eine Möglichkeit beide Herausforderungen gleichzeitig anzugehen, bieten Dachgärten.
Aktuell leben etwa 56 % der Weltbevölkerung, also 4,4 Milliarden Menschen, in Städten. Laut Prognosen wird die Stadtbevölkerung bis ins Jahr 2050 auf 68 % ansteigen, wodurch dann 7 Milliarden Menschen von den Folgen des Klimawandels in Städten betroffen sein werden. Die Hitze staut sich zwischen den Häusern und wird auch nachts länger gespeichert, es fehlen Grün- und Wasserflächen zur Kühlung, bei starkem Regen sind die Abwassersysteme durch die zahlreichen versiegelten Flächen überlastet. Viele Anzeichen deuten zudem darauf hin, dass die Probleme in Zukunft noch schlimmer werden dürften.
Gleichzeitig ist Österreich bei vielen Obst- und Gemüsesorten von Importen abhängig, um den Bedarf zu decken. Italien und Spanien sind unsere wichtigsten Gemüselieferanten, und dass, obwohl diese beiden Länder unter extremer Wasserknappheit leiden. Immer wieder werden für die wasserintensive Landwirtschaft unerlaubterweise die letzten Grundwasserreserven angezapft und dadurch ganze Landstriche trockengelegt. Die Pflanzen geben zwar durch winzige Öffnungen wieder Wasserdampf in die Atmosphäre ab, wo die feuchte Luft nach oben steigt und Wolken bildet. Anschließend sollte das Wasser wiederum als Regen zurück auf die Erde fallen und die Grundwasserspeicher füllen. Das Problem dabei ist aber, dass der Regen meistens nicht in den trockenen Gegenden Südeuropas herunterkommt, sondern woanders.
Eine Möglichkeit beide Herausforderungen gleichzeitig anzugehen, bieten Dachgärten. Einer der bekanntesten Dachgärten befindet sich in New York City. In „Brooklyn Grange“ werden jährlich rund 45 Tonnen biologisch angebauter Produkte geerntet, die auf Bauernmärkten und über Einzelhändler verkauft werden. Auch auf dem Dach des Messegebäudes Paris Expo ist der „Urban Gardening“-Trend angekommen. Auf einer Fläche in der Größe von zwei Fußballfeldern werden rund 30 verschiedene Pflanzen in Säulen ohne Erde gezogen und mit nährstoffreichen Lösungen und Regenwasser gefüttert. Diese Methode verbraucht wenig Wasser und ermöglicht den Anbau einer großen Anzahl von Pflanzen auf kleiner Fläche. So entsteht am Rande der französischen Hauptstadt eine städtische Farm, die die Bewohner mit einer Tonne biologischer Lebensmittel pro Tag versorgen soll.
Abgesehen von der lokalen Nahrungsmittelversorgung können Dachgärten zudem Temperaturunterschiede ausgleichen, Wasser speichern und die Luft säubern. Und natürlich bieten sie uns Menschen einen Erholungs- und zahlreichen Tieren einen Lebensraum im dicht bebauten Stadtgebiet.
The World Bank (2022): Urban Development
https://www.worldbank.org/en/topic/urbandevelopment/overview [Letzter Zugriff: 11.10.2022]Our World in Data, Ritchie Hannah und Roser Max (2018): Urbanization
https://ourworldindata.org/urbanization [Letzter Zugriff: 11.10.2022]Statista (2022): Wichtigste Importländer Österreichs für Gemüse nach Einfuhrwert im Jahr 2021
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/529614/umfrage/wichtigste-importlaender-oesterreichs-fuer-gemuese/ [Letzter Zugriff: 11.10.2022]Stadtmarketing Austria, Stopfer Eveline (2017): Welchen Wert haben Grünflächen in der Stadt?
https://www.stadtmarketing.eu/gruenflaechen-in-der-stadt/ [Letzter Zugriff: 11.10.2022]Brooklyn Grange
https://www.brooklyngrangefarm.com/ [Letzter Zugriff: 11.10.2022]World Economic Forum (2019): Paris is opening the world’s largest urban rooftop farm
https://www.weforum.org/agenda/2019/08/vertical-urban-farm-city-paris/ [Letzter Zugriff: 11.10.2022]Die Umweltberatung: Dachbegrünung: Vorteile für Mensch und Umwelt
https://www.umweltberatung.at/dachbegruenung-vorteile-fuer-mensch-und-umwelt [Letzter Zugriff: 11.10.2022]Bildnachweis: https://stock.adobe.com