Die Urlaubssaison steht vor der Tür und nach den ganzen Einschränkungen der Pandemie gibt es wieder zahlreiche Buchungen. Aber kann inmitten all der Berichte über den Klimawandel überhaupt noch ohne schlechtes Gewissen gereist werden?
Rund ein Fünftel der weltweiten CO2-Emissionen stammen von Verkehr und Transport. In reichen Ländern, in denen sich die Bevölkerung eine Reise leisten kann, stellt der Transport einen beachtlichen Teil des persönlichen CO2-Fußabdrucks dar. Dass Radfahren oder Gehen gut fürs Klima ist, ist allgemein bekannt, aber diese Transportmittel sind oftmals ungeeignet für die Anreise zum nächsten Urlaubsort. Auch Bahn und Auto bieten nur eingeschränkte Möglichkeiten.
Für viele wird es dann eben doch wieder das Flugzeug. Doch die Kritik an Flugreisen bleibt weiterhin groß, denn nicht nur das Kohlendioxid aus dem Verbrennen des Treibstoffs belastet die Umwelt und trägt zur Erhitzung der Erde bei. So hoch in der Atmosphäre sind auch andere während des Flugs freigesetzte Stoffe klimaschädlich. Der folgende Vergleich verdeutlicht die Auswirkungen: Ein Hin- und Rückflug von Deutschland nach Australien hat eine höhere Klimawirkung als vier Jahre lang einen PKW mit durchschnittlicher Fahrleistung zu nutzen.
Nichtsdestotrotz ist laut dem vom deutschen Bundesministerium geförderten Nachfragemonitor zur Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen der Forschungsgemeinschaft “Urlaub und Reisen“ der Wunsch nach umwelt- und sozialverträglichen Reisen in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Während in den Jahren 2013/14 rund 50 % der Befragten diesen Wunsch äußerten, waren es 2021/22 bereits mehr als zwei Drittel. Allerdings werden laut dem Nachfragemonitor immer noch sehr wenige Reisen CO2-kompensiert (9 % bei längeren Urlaubsreisen ab fünf Tagen und 17 % bei Kurzurlauben). Bei der CO2-Kompensation wird für die verursachten Treibhausgase ein zusätzlicher Betrag bezahlt, mit dem Klimaschutzprojekte unterstützt werden.
Sollten wir jetzt komplett auf Reisen verzichten? Fürs Klima wäre es vorerst das Beste, aber Reisen schafft auch Arbeitsplätze und stärkt die lokale Wirtschaft, wenn es sich nicht gerade um zerstörenden Massentourismus handelt. Vor der Corona-Pandemie war die Tourismusbranche eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige. Im Jahr 2019 trug der Tourismus 10 % zur globalen Wirtschaftsleistung bei.
Wie meistens beim Thema Nachhaltigkeit dreht sich also auch beim Reisen alles um das Verantwortungsbewusstsein. So sollten Flugreisen nur gelegentlich unternommen werden und gleichzeitig ein achtsamer und rücksichtsvoller Umgang an der Reisedestination vorherrschen. Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass technologische Neuerungen wie Biotreibstoffe oder Wasserstoff die CO2-Belastung von Flügen irgendwann senken und wir wieder ohne schlechtes Gewissen die Welt erkunden können.
Our World in Data (2020): Which form of transport has the smallest carbon footprint?
https://ourworldindata.org/travel-carbon-footprintUmweltbundesamt (2022): Flugreisen
https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/mobilitaet/flugreisenBundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (2023): Zunahme nachhaltiger Urlaubsreisen, aber weiter Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit
https://www.bmuv.de/pressemitteilung/zunahme-nachhaltiger-urlaubsreisen-aber-weiter-luecke-zwischen-wunsch-und-wirklichkeitBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2022): Eine Chance für nachhaltige Entwicklung
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/un-120-millionen-tourismus-jobs-wegen-corona-bedroht-16919954.htmlDer Standard, Kleindl Reinhard (2023): Ob und wie Flugreisen auch künftig möglich sein werden
https://www.derstandard.at/story/2000143037655/ob-und-wie-flugreisen-auch-kuenftig-moeglich-sein-werdenBildnachweis: AdobeStock