Der aktuelle Hype um Künstliche Intelligenz (KI) liefert reichlich Stoff zur Diskussion. Werden zukünftig Maschinen unsere Aufgaben übernehmen oder birgt die fortschreitende Technologie ungeahnte Möglichkeiten? Unser heutiger Blogbeitrag wirft einen Blick auf eine potenzielle Chance von KI und beschreibt eine neue Initiative vom Weltwirtschaftsforum zur Vermeidung von Waldbränden.
Seit Millionen von Jahren entstehen Waldbrände auf natürliche Weise und sind für die Erhaltung gesunder Wälder unerlässlich. Im Mittelmeerraum brennen Wälder beispielsweise alle 50 Jahre vollständig ab, was Teil eines wichtigen Zyklus ist. Aber durch den Klimawandel werden Waldbrände häufiger, größer und verheerender.
In den USA gab es seit dem Jahr 2000 etwa 1,5 Millionen Waldbrände, bei denen durchschnittlich 7 Millionen Hektar pro Jahr verbrannt wurden. Das sind mehr als doppelt so viel wie die 3,3 Millionen Hektar, die in dieser Region in den 1990er Jahren jährlich durch Waldbrände zerstört wurden. Die World Meteorological Organization prognostiziert bis 2050 sogar eine weltweite Zunahme der extremen Waldbrände um bis zu 30 %. Dieser verheerende Trend bedroht nicht nur den Lebensraum von zahlreichen Menschen und Tieren, sondern erschwert auch den Weg zur Klimaneutralität.
Denn allein die kalifornischen Waldbrände im Jahr 2020 setzten fast doppelt so viele Treibhausgase frei, wie in den 18 Jahren seit 2003 an CO2-Reduzierungen erreicht wurden – geschätzte 127 Millionen Tonnen CO2 wurden freigesetzt, verglichen mit 65 Millionen Tonnen an Reduzierungen. Auch 2021 haben Waldbrände weltweit schätzungsweise insgesamt 6,5 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt. Das sind 148 % mehr als die gesamten Emissionen der Europäischen Union aus fossilen Brennstoffen im Jahr 2020.
Gleichzeitig belaufen sich die durchschnittlichen jährlichen Kosten von Waldbränden weltweit auf etwa 50 Milliarden US-Dollar. Die Bewältigung und Vermeidung von Waldbränden ist somit aus mehreren Perspektiven ein dringendes Ziel. Aus diesem Grund hat das Weltwirtschaftsforum im Januar 2022 die „FireAId-Initiative“ zur Bekämpfung der Waldbrandkrise ins Leben gerufen. Das Projekt wurde 2022 erstmals in der südlichen Ägäis und der westlichen Mittelmeerregion der Türkei erprobt.
Anhand unterschiedlicher Datensätze wurde eine Risikokarte erstellt, in der die Risiken in zwei Kategorien eingeteilt wurden: Entzündung (Wahrscheinlichkeit, dass ein Waldbrand ausbricht) und Schweregrad des Brandes. Anhand dieser Risikokarte wurde ein Modell für die effizienteste Ressourcenzuweisung nach Ausbruch eines Waldbrandes erstellt. Das KI-basierte Modell verbesserte einerseits die Vorhersage von Waldbränden und verringerte andererseits die Reaktionszeit sowie das Risiko für die Feuerwehrleute. Aufgrund seines Erfolges soll dieser Ansatz nun auf weitere Regionen ausgeweitet werden.
Auch wenn die Meinungen zu KI höchst unterschiedlich ausfallen, sind sich Experten in einem einig: Da sich Waldbrände nicht an nationale Grenzen halten, erfordern sie eine globale Zusammenarbeit aller Beteiligten, um voneinander zu lernen und das Risiko von Waldbränden für die menschliche Gesundheit, die biologische Vielfalt und das globale Klima wirksam zu mindern und zu bewältigen. Es scheint, als ob KI bei diesem Problem zu einer Verbesserung beitragen kann.
World Economic Forum (2023): Successful Pilot Shows How Artificial Intelligence Can Fight Wildfires
https://www.weforum.org/press/2023/01/successful-pilot-shows-how-artificial-intelligence-can-fight-wildfires/World Economic Forum (2022): How AI can help the world fight wildfires
https://www.weforum.org/agenda/2022/05/how-ai-can-help-the-world-fight-wildfires/Bildnachweis: https://stock.adobe.com/at/