Weihnachten steht vor der Tür und in den heimischen Backstuben verbreiten sich wieder allerlei verlockende Düfte. Besonders Vanillegipfel gehören für viele unbedingt auf den Keksteller, doch woher kommt das kostbare Gewürz für dieses Gebäck eigentlich und warum sind Vanilleschoten so teuer?
Das exotische Gewürz Vanille, das ursprünglich aus den Urwäldern Mittelamerikas stammt, steht auch in Österreich hoch im Kurs. Das ganze Jahr über versüßen uns Vanilleeis, Vanillejoghurt, Vanillepudding und Vanillesoße das Leben. Vor allem die weihnachtlichen Vanillegipfel haben es vielen angetan. Kein Wunder, dass die aromatischen Vanilleschoten weltweit heiß begehrt sind. Dabei ist Vanille nach Safran das teuerste Gewürz der Welt. Einerseits erklärt die globale Nachfrage den hohen Vanillepreis am Weltmarkt, andererseits der extrem große Zeit- und Arbeitsaufwand, den Vanilleschoten bis zu ihrer Ernte verursachen.
Denn bereits das Anlegen einer Vanille-Plantage dauert drei bis vier Jahre. Bevor die Orchideenpflanze das erste Mal blüht, muss sie sich nämlich zuerst an einem Baum hochranken. Da in vielen Anbaugebieten die natürlichen Bestäuber der Vanille (bestimmte Bienen und Kolibris) fehlen, müssen die Bauern monatelang jeden Morgen zahlreiche Blüten einzeln von Hand bestäuben. Bis sich aus einer bestäubten Blüte eine reife Schote entwickelt, dauert es weitere neun Monate. Erst dann beginnt die Erntephase, die sich erneut über Monate hinzieht. Dabei müssen viele Bauern ihre Pflanzen Tag und Nacht bewachen lassen, um sie vor Dieben zu schützen. Viele versehen auch jede einzelne Schote mit einem individuellen Stempel, der sie als die ihre kennzeichnet.
Die geernteten grünen Schoten sind allerdings noch geschmacklos. Ihr klassisches Vanillearoma erhalten sie erst durch einen bis zu sechs Monate dauernden Fermentationsprozess, bei dem sie in heißem Wasser blanchiert, zum Schwitzen gelagert und anschließend sorgfältig getrocknet werden. Am Ende haben die Schoten nur noch ein Sechstel ihres ursprünglichen Gewichts und wurden unzählige Male in die Hand genommen.
Ein Großteil der jährlich produzierten Vanille stammt aus Madagaskar. Lediglich Vanilleschoten von dort und den benachbarten Inseln Mauritius, Komoren, La Réunion und Seychellen dürfen sich als Bourbon-Vanille bezeichnen, denn nur sie verfügen über den „klassischen“ Vanillegeschmack.
Trotz der enorm aufwendigen Produktion verdienen viele Vanille-Bauern nur einen geringen Teil der hohen Marktpreise. Das meiste bleibt bei Zwischenhändlern, Verarbeitern und Exporteuren hängen. Gleichzeitig ist der Vanillepreis starken Schwankungen ausgesetzt, was auch die Einnahmen der Bauern unberechenbar macht. Hinzu kommt, dass Vanilleschoten nur einmal jährlich geerntet werden können.
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf war Madagaskar im Jahr 2022 das fünftärmste Land der Erde. Wer gerade in der Weihnachtszeit etwas Gutes tun möchte, der sollte beim Kauf von Vanille also besser zu bio-zertifizierten bzw. Fair Trade Produkten greifen, um die Lage der Vanillebauern zu verbessern und ihnen ein höheres Einkommen zu sichern.
Schrot & Korn, Frühschütz Leo (2022): Begehrte Vanilleschoten
https://schrotundkorn.de/essen/begehrte-vanilleschotenHandelsblatt, Imöhl Sören, Schafiyha Luca (2022): Das sind die ärmsten Länder der Welt
https://www.handelsblatt.com/politik/international/ranking-2022-das-sind-die-aermsten-laender-der-welt/24448518.htmlBildnachweis: https://stock.adobe.com