Durchschnittstemperaturen von rund 29° Celsius und häufige Stromausfälle gehören in weiten Teilen Afrikas zum Alltag. Diese Kombination stellt eine große Hürde für die Verteilung und Lagerung von Impfstoffen dar. Denn Impfstoffe müssen kühl aufbewahrt werden, um nicht zu verderben. Ein Projekt einer betroffenen Kenianerin bringt Hoffnung, besonders für entlegene Regionen ohne sichere Stromversorgung.
Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass global gesehen jedes Jahr bis zu 50 % aller Impfstoffe verderben. Dies lässt sich zum großen Teil auf Lücken in der Kühlkette zurückführen. Ein herber Verlust, denn die Impfstoffe werden eigentlich dringend benötigt. Allein in Afrika leiden jedes Jahr noch immer mehr als 30 Millionen Kinder unter fünf Jahren an durch Impfungen vermeidbaren Krankheiten, mehr als eine halbe Million davon stirbt jährlich daran.
Als Norah Magero aus Kenia ihr eigenes Kind impfen lassen wollte, wurde sie mehrfach wieder nach Hause geschickt. Die Begründung: Die vorrätigen Impfstoffe hatten sich zu stark erwärmt und waren unbrauchbar geworden. Sie konnte es sich leisten, immer wieder ins Krankenhaus zu fahren, aber viele andere hatten diese Möglichkeit nicht. Daher beschloss Norah Magero sich diesem Problem anzunehmen.
Durch ihr Studium in Maschinenbau und Fertigungstechnik an der Universität Nairobi hatte sie die notwendige Ausbildung und konstruierte ihre erste „VacciBox“, ein kleiner, solarbetriebener Kühlschrank, der auf einem Fahrrad, Motorrad oder Boot transportiert werden kann. In der robusten 40-Liter Box können neben Impfstoffen auch andere Medikamente, Gegengifte bei Schlangenbissen sowie Blut und Gewebe sicher gekühlt in entlegene Regionen transportiert und dort gelagert werden.
Die direkt in Kenia hergestellte VacciBox erfasst dabei Daten wie Temperatur, Standort, Lagerbestand und Kühlleistung, um sicherzustellen, dass der Inhalt während des Transports gekühlt bleibt. Wenn es ein technisches Problem gibt, dann kann es meist durch Fernwartung behoben werden. Eine Batterieversorgung sowie Netz- und Solarmodulanschlüsse gewährleisten die Stabilität der Stromversorgung.
Als nächsten Schritt möchte Norah Magero die App zur VacciBox so verbessern, dass sie mit einem Netzwerk von Gesundheitseinrichtungen verbunden werden kann. Dadurch sollen Bestände an Impfstoffen, Medikamenten und Blutkonserven in einer Region eingesehen werden können, was die Zu- und Verteilung lebensrettender Produkte bei Bedarf erleichtern würde.
Für ihren Solar-Kühlschrank wurde Norah Magero im Jahr 2022 mit dem angesehenen „Afrika-Preis für technische Innovationen“ ausgezeichnet, als erste Kenianerin und als zweite Frau überhaupt.
UN Environment Programme (2020): Why optimized cold-chains could save a billion COVID vaccines
https://www.unep.org/news-and-stories/story/why-optimized-cold-chains-could-save-billion-covid-vaccinesWorld Health Organization: Immunization
https://www.afro.who.int/health-topics/immunizationReset Digital for Good, O’Sullivan Lana (2023): Solar-Kühlschränke bringen Impfstoffe in abgelegene Gebiete in Kenia
https://reset.org/solarbetriebene-kuehlschraenke-revolutionieren-die-impfstoffversorgung-in-abgelegenen-gebieten-kenias/?ct=t(2023_08_30)&mc_cid=33e76ca597&mc_eid=c33aa12ab1Royal Academy of Engineering, Africa Prize for Engineering Innovation: Norah Magero, Kenya, Winner 2022
https://africaprize.raeng.org.uk/2022-cohort/norah-mageroMeaningful Business: How this solar-powered refrigerator is transforming healthcare in Kenya
https://meaningful.business/how-this-solar-powered-refrigerator-is-transforming-healthcare-in-kenya/Focus Online, Schattauer Göran (2023): Mit einer Kühlbox kämpft Norah gegen einen tödlichen Feind
https://www.focus.de/perspektiven/constructive-world-award/nominierte-beitraege/die-welt-besser-machen-12-frauen-12-ideen-tausende-kinder-sterben-wegen-verdorbener-impfstoffe-junge-mutter-kaempft-dagegen-an_id_189099953.htmlBildquelle: https://stock.adobe.com